Offener Brief und Einladung!

Wir, einige junge Menschen aus dem Kreis Pinneberg, haben aufgrund gemeinsamer politischer Interessen zusammengefunden und organisieren seit September 2019 das Antifa-Café im Geschwister-Scholl-Haus in Pinneberg.

Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen in Deutschland, die Geschichte erinnernd, ist Antifaschismus für uns Selbstverständlichkeit und Grundvoraussetzung einer erstrebenswerten Gesellschaft.
Die Geschichte verpflichtet uns alle, das Grauen der Nazis und ihrer Verbündeten nie wieder zuzulassen!

Das unser „Antifa-Café“ aufgrund der Namensgebung so hohe Wellen schlägt, hätten wir nicht erwartet.
Selbst die Bürgermeisterin der Stadt Pinneberg sah sich offensichtlich dazu genötigt, tätig zu werden, als sie vom „Antifa-Café“ Wind bekam.
Verwunderlich, besonders wenn bedacht wird, dass es sich hierbei um junge Menschen handelt, die sich in einem Jugendhaus mit den Namen der
ermordeten Antifaschistin Sophie und des ermordeten Antifaschisten Hans
Scholl treffen und sich dort über ihr Verständnis von Demokratie und Menschlichkeit austauschen, um es mit anderen zu teilen.

Anstatt diese noch junge Zusammenkunft politischen Austausches zu fördern oder gar wertzuschätzen, gibt es Drangsalierung und Verbotsandrohungen.
Das macht uns nicht nur wütend, vielmehr sind wir enttäuscht, dass Jugendlichen mit politischem Interesse über die Ausspielung von politischen Machtstrukturen Steine in den Weg gelegt werden, anstatt mit offenen Karten in einen Diskussionsprozess zu treten.

Zur Verbotsdebatte:
Werte Frau Bürgermeisterin Urte Steinberg.
Sie lassen über Ihre Angestellten sensible Informationen und Anweisungen weitertragen, die offensichtlich auch bei uns angekommen sind. Mag sein, dass dieser Weg zur hierarchischen Struktur einer Verwaltung gehört, es kann aber auch sein, dass sie einfach gar kein Interesse haben direkt zu uns zu kommen. Wir hätten es begrüßt, wenn Sie sich direkt und persönlich bei uns im Café gemeldet hätten.
Den Mitarbeiter*innen des GSH haben wir immer wieder unsere
Gesprächsbereitschaft im Rahmen des „Antifa-Café“ mitgeteilt.
Im Café stellten wir außerdem folgende Frage an Vertreterinnen des Hauses: „Wenn wir weiterhin bei unseren Namen bleiben, müssen wir dann das Haus verlassen?“ Die eindeutige und unmissverständliche Antwort lautete: „Ja“.
Zwei Tage später ließen Sie, Frau Bürgermeisterin, wieder ihre Angestellte zur Presse sprechen: „Es gab Missverständnisse“ lautete ihre Botschaft.
Missverständnisse passieren, aber dieses, so können wir vermuten, war keines!
Die Forderung den Namen zu ändern, hören und lesen wir, übermittelt durch Angestellte des GSH, seit September.
Wir hätten nie daran gedacht, dass wir, aufgrund unseres Bemühens Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Sexismus entgegenzutreten, plötzlich, wie von der CDU gefordert, von Polizei oder anderen Staatsorganen überprüft oder gar überwacht werden sollen.
Wir hätten nie gedacht, dass als Konsequenz solcher Polizeistaatsphantasien einiger „konservativer“ Politiker*innen, Anträge im Rathaus gestellt werden, die jegliches politisches Engagement im Jugendzentrum Geschwister-Scholl-Haus, gar allen geförderten Jugendzentren, unterbinden sollen.
Der erste Vorstoß der CDU in der örtlichen Presse war schon
sinnbildlich, da ging es vorrangig um uns, um Antifaschist*innen.
Das nun aber alle politischen Gruppen aus Pinneberger Jugendhäusern verbannt werden sollen, eröffnet bei uns die Frage nach dem Demokratieverständnis einiger Politiker*innen. Solche Forderungen spielen nur den Ewiggestrigen und den Faschist*innen der AFD in die Agenda.
Auch wenn es wichtig und richtig ist, ein Jugendhaus als Freizeitanlaufpunkt für Spiel, Spaß und soziale Interaktion zu bieten. Wir glauben, es darf ruhig um mehr gehen, als eine Runde Tischtennis spielen und die Ölung des Kickertisches für das nächste Turnier.

Nun mal Tacheles: Kommen Sie doch mal vorbei, Frau Urte Steinberg. Ermöglichen Sie demokratische Teilhabe am politischen Diskurs. Wir würden gerne von Ihnen direkt hören, warum es ein Namensverbot
und somit auch Partizipationsverbot beim GSH gab oder vielleicht sogar noch gibt. Was verunsichert Sie am Begriff „Antifa“?

Für den 12.12.2019 laden wir auch Sie zu unserem Antifa-Café im
Geschwister-Scholl-Haus Pinneberg ein.

Zu diesem Termin freuen wir uns auf eine Expert*innenrunde.
Uns besuchen Expert*innen, die aus wissenschaftlicher Perspektive
einen Blick auf Antifa-Arbeit und moderne Jugendarbeit werfen.
Abgerundet wird das Gespräch mit den Erfahrungen aus der Praxis vom RBT Schleswig-Holstein.
Bei diesem „Antifa-Café“ hoffen wir, viele Fragen, auch unsere, klären zu können!

Mit:
Prof. Dr. Melanie Groß, Professur für Erziehung und Bildung mit
Schwerpunkt Jugendarbeit an der Fachhochschule Kiel.

Dr. Nils Schuhmacher, Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg für
Kriminologische Sozialforschung.

Eine Person des Regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in Schleswig-Holstein.

Das Café beginnt um 19 Uhr, die Veranstaltung um 19:30 Uhr.
An die Scharfmacher*innen, Ewiggestrigen, blaue und braune Nazis wie
Rassist*innen, bitte bleibt einfach weg! Ihr habt euch eure Weltanschauung selbst ausgesucht, also lebt damit und zwar alleine! Haut ab!

Herzlichst & antifaschistisch
Team Antifa-Café 26.November 2019